Die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik

Die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik

Strom ist lebensgefährlich. Sie müssen die fünf Sicherheitsregeln richtig anwenden, um sicherzustellen, dass Sie im spannungsfreien Zustand arbeiten. Halten Sie unbedingt die Reihenfolge ein. Auch bei modernsten Anlagen bleibt die Arbeitsweise immer gleich.

Die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik setzen sich aus folgenden Punkten zusammen:

  • ‍Freischalten
  • Gegen Wiedereinschalten sichern
  • Spannungsfreiheit feststellen
  • Erden und Kurzschließen
  • Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken

Regel 1: Freischalten 

Unter Freischalten versteht man das Abschalten der elektrischen Anlagen. Sämtliche Leitungen, die Spannung an eine Arbeitsstelle heranführen, müssen vor Beginn der Arbeiten freigeschaltet werden. Allseitig und allpolig. Ist ein Hauptschalter vorhanden, wird er ausgestellt. Suchen Sie sich den Unter- oder Hauptverteiler und legen Sie alle Sicherungen sowie den Fehlerstrom-Schutzschalter (FI- oder RCD-Schalter) auf “Aus”. Schmelzsicherungen drehen Sie heraus. Nur durch diese Maßnahmen können Sie zuverlässig den Strom abschalten. Sämtliche anderen Schalter (Lichtschalter, Zusatzschalter etc.) reichen nicht aus.

Das Ziehen von NH Sicherungen verlangt eine besondere Ausrüstung. Dazu gehören Helm, Gesichtsschutz, Sicherungsaufsteckgriffe. Strom ist auch gefährlich, wenn der Körper nicht direkt mit ihm in Verbindung kommt. Ein entstehender Lichtbogen kann zu schweren Verbrennungen führen.

Regel 2: Gegen Wiedereinschalten sichern 

Ob es ein Lastumschalter, eine Schraubsicherung oder ein Leitungsschutzschalter ist - sichern Sie sich gegen das Wiedereinschalten ab. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Eine NH-Sicherung (auch Messer- oder Schwertsicherung genannt) wird z. B. durch entsprechende Isolatoren ersetzt. Die herausgenommenen NH-Sicherungen immer sicher verwahren.

LS-Schalter können Sie mit einem kleinen LS-Schloss sichern. Schraubsicherungen drehen Sie heraus und die entsprechenden Schutzkappen ein. So kann sich niemand verletzen oder direkt an der Anlage einen Stromschlag bekommen. Die Sicherungen verwahren Sie nach dem Herausschrauben.

Auch wenn die Sicherungen mit einem speziellen Sperrelement gesichert sind, wird immer ein Klebestreifen angebracht. “Nicht schalten, hier wird gearbeitet”, mit Arbeitsort und zuständigem Mitarbeiter.

Einen Sicherungskasten – z. B. auf der Baustelle – sichern Sie mit einem Schloss. Bringen Sie immer ein entsprechendes Warnschild an, falls noch jemand einen Schlüssel zum Sicherungskasten hat. Das Verbotsschild muss eindeutig den entsprechenden Sicherungen zugewiesen sein. Es wird gut und deutlich sichtbar befestigt und trägt den Namen des Verantwortlichen.  

Sind Sie sich sehr unsicher, positionieren Sie eine zweite Person am Sicherungskasten. Bei kürzeren Elektroarbeiten – vor allem auf Baustellen - ist das der beste Schutz.

Regel 3: Spannungsfreiheit feststellen 

Ein sehr wichtiger Punkt. Führen Sie diese Messung nicht nur einmal aus, sondern jedes Mal, bevor Sie anfangen zu arbeiten. In der Zwischenzeit könnte jemand den Strom eingeschaltet haben.

Kontrollieren Sie allpolig mit einem überprüften (!) Spannungsprüfer jeden einzelnen Leiter. Liegt keine Spannung an, kann die Arbeit beginnen.

Regel 4: Erden und Kurzschließen 

Für Arbeiten an Niederspannungsanlagen sind nur die ersten drei Regeln von Bedeutung. Die Maßnahmen müssen erst ab 1.000 Volt eingehalten werden.

Es gibt Situationen, in denen Sie nicht auf die vierte Sicherheitsregel (Erden und Kurzschließen) verzichten können. Das Arbeiten an Freileitungen ist ein Beispiel. Auch bei komplexen Anlagen kann - trotz Freischaltung - irgendwoher Spannung kommen.

Durch die Einbindung von Ersatzstromerzeugungsanlagen und regenerativen Energien in den Anlagen wird die Gefahr oft falsch eingeschätzt. Erden und Kurzschließen gewährleistet zusätzlichen Schutz. Denken Sie an die richtige Reihenfolge! Vor dem Erden und Kurzschließen müssen Sie die Spannungsfreiheit feststellen.

Eine Erdungs- und Kurzschlussgarnitur muss am jeweiligen Einbauort entsprechend ausgelegt sein. Zuerst wird geerdet und der Erdungseinsatz verwendet. Am Erdungsabschlusspunkt stellen Sie die Spannungsfreiheit sicher. Sie müssen alle Leiter kurzschließen und erden. Stellen Sie deutlich sichtbare Schilder auf.

Regel 5: Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken.  

Bei größeren Verteileranlagen können Anlagenteile in der Nähe der Arbeitsstelle manchmal nicht freigeschaltet werden. Dann müssen Sie vor Arbeitsbeginn zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen treffen. Sie könnten sonst spannungsführende Teile berühren. Oder Sie könnten spannungsführende Teile mit Ihrem Werkzeug kurzschließen.

Benachbarte, unter Spannung stehende Teile müssen Sie deshalb abdecken oder abschranken. Eine Verteileranlage decken Sie z. B. mit einem Gummituch ab und befestigen es gut. Das Abdeckmaterial muss ausreichend isolieren und den mechanischen Beanspruchungen gewachsen sein.

Für diese letzte Sicherheitsregel benötigen Sie isolierende Handschuhe. Kontrollieren Sie die Handschuhe durch Einrollen auf Beschädigungen. Die Handschuhe sitzen oft nicht richtig. Bereiten Sie die Arbeiten gut vor, um die Ausführungszeit so kurz wie möglich zu halten.

Warum müssen die Regeln eingehalten werden? 

Strom ist lebensgefährlich. Sie müssen die fünf Sicherheitsregeln richtig anwenden, um sicherzustellen, dass Sie im spannungsfreien Zustand arbeiten. Halten Sie unbedingt die Reihenfolge ein. Auch bei modernsten Anlagen bleibt die Arbeitsweise immer gleich.  

Was kann passieren, wenn die Regeln nicht eingehalten werden? 

Es kann zu Stromunfällen kommen. Stromunfälle sind Kurzschluss und Sekundärunfälle.  

Kurzschluss 

  • Knalltraumata,
  • Verbrennungen,
  • Verblenden oder Verblitzen der Augen.

Lichtbögen (infolge eines Kurzschlusses) 

  • Irreparable Schädigung der Augen durch hohe UV-Strahlung

Körperdurchströmung (Kurzschlussstrom läuft durch den Körper)

  • Schmerzen,
  • Krämpfe,
  • Verletzungen und Verbrennungen,
  • Atem- und Herzstillstand.

Sekundärunfall entsteht durch die Schreckreaktion

  • Verletzungen
  • Sturz (z. B. von der Leiter)

Die meisten schweren Unfälle ereignen sich, weil die Prüfung der Spannungsfreiheit der Arbeitsstelle nicht erfolgte.  

Zum Schluss

Nach Abschluss des Auftrags erfolgen alle Arbeiten in umgekehrter Reihenfolge. Wenn die Sicherung gegen Wiedereinschalten aufgehoben ist, schalten Sie die Anlage wieder ein.  
Für Arbeiten an Elektroanlagen sind besondere Fachkenntnisse erforderlich. Nur ausgewiesene Elektrofachkräfte dürfen die Arbeiten ausführen. Denken Sie an Schutzkleidung. Lange Haare zusammenbinden und unter der Schutzkleidung verstecken. Schutzkleidung für jede Benutzung auf Beschädigungen kontrollieren.  
Gute Kommunikation ist ein wesentlicher Baustein für unfallfreies Arbeiten und Arbeitssicherheit. In Betrieben gibt es für jede Anlage einen Anlagenverantwortlichen. Er legt die Arbeitsstelle genau fest und weist Sie als betriebsfremde Elektrofachkraft in die örtlichen Gegebenheiten ein. Gehen Sie den Arbeitsauftrag, die dazugehörige Arbeitsanweisung und die erforderlichen Prüfungen gemeinsam durch. Dann müssen Sie die heilige Barbara, – die Schutzpatronin der Elektriker, – nicht bemühen.