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Psyche

Self-Care – Trend, Lifestyle oder echte Gesundheitsstrategie?

Self-Care ist überall: Social Media, Magazine, Podcasts. Ein heißes Bad, Spaziergänge, bequeme Kleidung – Tipps gibt es viele. Doch schnell entsteht der Eindruck, Selbstfürsorge sei vor allem ein Lifestyle-Phänomen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch: Self-Care ist ein zentraler Baustein für mentale Gesundheit, Stressbewältigung und langfristige Resilienz – weit mehr als nur ein Wellness-Trend.

Warum Selbstfürsorge heute wichtiger ist denn je

Pandemie, Klimakrise, Inflation, weltpolitische Konflikte – die letzten Jahre waren geprägt von Unsicherheiten und Belastungen. Viele Menschen stoßen beruflich und privat an ihre Grenzen. In einer Welt, die gefühlt immer schneller wird, braucht es bewusst gesetzte Pausen, Routinen und Strategien, um Energie zu sammeln und gesund zu bleiben.

Kein Wunder also, dass „Self-Care“ boomt. Doch Self-Care bedeutet wesentlich mehr als ein entspannendes Bad oder ein kurzer Spaziergang. Hinter dem Konzept steckt ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der darauf abzielt, psychischen Erkrankungen vorzubeugen und die eigene Widerstandskraft zu stärken.

Von der Salutogenese bis zur Resilienz: Was die Wissenschaft sagt

Salutogenese – wie wir gesund bleiben

Seit den 1970er-Jahren gewinnt die Salutogenese zunehmend an Bedeutung. Ihr Fokus: nicht die Frage, wie wir Krankheiten behandeln, sondern wie wir sie verhindern. Selbstfürsorge, Achtsamkeit und Selbstempathie gelten als zentrale Säulen dieses Ansatzes. Studien zeigen, dass Menschen, die bewusst mit ihren Ressourcen umgehen, seltener an Depressionen und Burn-out erkranken.

Resilienz – mentale Widerstandsfähigkeit ist erlernbar

Die bekannte Kauai-Studie der Entwicklungspsychologin Emmy Werner zeigte, dass selbst unter schwierigen Bedingungen ein Drittel der Kinder zu selbstbewussten, stabilen Erwachsenen heranwuchs. Entscheidend war ihre ausgeprägte Anpassungsfähigkeit – also Resilienz.

Heute wird intensiv zu Resilienz geforscht, u. a. am Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz. Dort untersucht man, wie Achtsamkeit, Selbstfürsorge, Emotionsregulation und Selbstführung im Alltag messbar wirken.

Eigene Erkenntnisse und aktuelle Forschung: Warum Self-Care wirklich wirkt

Self-Care verändert das Gehirn

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass regelmäßige Selbstfürsorge:

  • die Aktivität des präfrontalen Cortex (verantwortlich für Fokus und Selbstregulation) stärkt
  • Stressnetzwerke im Gehirn reduziert
  • die Schlafqualität verbessert
  • die neuronale Plastizität fördert – also die Fähigkeit des Gehirns, sich an neue Situationen anzupassen

Damit liefert die Neurobiologie eine klare Grundlage dafür, dass Self-Care weit mehr ist als ein Trend.

Mikropausen wirken stärker als lange Auszeiten

Arbeitspsychologische Erkenntnisse zeigen, dass kurze, regelmäßige Pausen im Alltag effektiver sind als seltene, lange Erholungsphasen. Schon 60–90 Sekunden bewusster Atempausen können Stresshormone senken und die Konzentration zurückbringen.

Self-Care muss also nicht zeitintensiv sein – entscheidend ist die Regelmäßigkeit.

Selbstfürsorge ist eng mit emotionaler Intelligenz verknüpft

Menschen, die ihre Bedürfnisse wahrnehmen und kommunizieren können, zeigen:

  • höhere Resilienz
  • bessere Teamfähigkeit
  • weniger Konflikte im Arbeitsumfeld
  • niedrigere Krankheitsstände

Self-Care ist damit nicht nur individuell wirksam – sie wirkt auch auf Beziehungen und Teamdynamiken.

Grenzen setzen ist ein Gesundheitsfaktor

Ein oft unterschätzter Aspekt: Self-Care bedeutet auch, bewusst Grenzen zu ziehen. Studien belegen, dass Menschen, die regelmäßig „Nein“ sagen können, ein geringeres Risiko für Erschöpfungssyndrome haben und beruflich länger leistungsfähig bleiben.

Self-Care ist individuell – und manchmal auch konfliktbehaftet

Die Forschung zeigt eindeutig: Es gibt nicht die eine Methode für alle. Während manche Menschen in Stille entspannen, tanken andere Energie bei Bewegung, Musik oder sozialen Aktivitäten.

Self-Care bedeutet auch, eigene Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren – und im Zweifel „Nein“ zu sagen. Das kann Konflikte bedeuten, sei es im beruflichen oder privaten Umfeld. Gleichzeitig ist es ein essenzieller Schritt in Richtung mentaler Gesundheit.

Wichtig ist außerdem, dass Self-Care nicht allein zur individuellen Verantwortung wird. Auch Arbeitgeber:innen und die Gesellschaft müssen Rahmenbedingungen schaffen, die psychische Gesundheit fördern.

Was bedeutet das für Unternehmen und Teams?

Selbstfürsorge ist weit mehr als ein Privatprojekt. Sie beeinflusst Arbeitsfähigkeit, Teamdynamik und langfristige Gesundheit. Unternehmen, die Self-Care, Achtsamkeit und Resilienz aktiv fördern, schaffen nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld, sondern stärken auch Motivation und Leistungsfähigkeit.

Unsere Angebote zu Resilienz & mentaler Gesundheit

Bei der Medical Airport Service GmbH unterstützen wir Unternehmen dabei, genau diese Kompetenzen zu stärken. Unsere Programme vermitteln praxisnah:

  • Resilienzstrategien für den Arbeitsalltag
  • Achtsamkeit und mentalen Fokus
  • Selbstführung und Stressmanagement
  • wirksame Methoden der Selbstfürsorge
  • Tools zur Emotionsregulation und Burn-out-Prävention

Vom kompakten Impuls bis zum Coaching entwickeln wir Angebote, die Teams nachhaltig weiterbringen und mentale Stärke langfristig fördern.

Quellen:

Antonovsky, Aaron (1982): Health, Stress and Coping

Gilan D, Kalisch R und Helmreich I (2023) Individuelle Resilienz und resiliente Krisenbewältigung. In: Baas J. (Hrsg.) Resilienz - Für ein krisenfestes Gesundheitssystem. (1. Auflage), S. 245 - 258. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

Helmreich I, Tüscher O, Gilan D, Lutz B, Lieb K (2021) Resilienzforschung und Prävention: Das Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz. Nervenheilkunde. 40:229-235.

Schueler, K., Fritz, J., Dorfschmidt, L. et al. (2021): Psychological Network Analysis of General Self-Efficacy in High vs. Low Resilient Functioning Healthy Adults. Front Psychiatry

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Dr. med. Franziska Papst
Zentrumsleitung Halle (Saale), Fachärztin für Arbeitsmedizin
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